Coursing-Europameisterschaft Dänemark, 20. - 24. Juni

In diesem Jahr traf sich die Coursing-Fangemeinde in Dänemarks Norresundby. Silke mit ihren drei Mädels, mein Bruder Torsten und ich starteten Mittwoch morgen gut gelaunt nach dem Motto "Hab mein Wagen voll geladen" in Richtung Norden. Bis Neumünster kamen wir gut durch, hier jedoch ging es für ca. 1,5 Stunden nur im Stop and Go weiter. Das ermöglichte allerdings Claudia, uns einzuholen. Und so ging es fortan im Konvoi weiter. Nach gut neun Stunden Fahrt erreichten wir das Veranstaltungsgelände. 

 

Die Einfahrt ging über einen schmalen Feldweg zwischen zwei Wiesen, die Einen wollten auf das Gelände, die Anderen herunter, es herrschte ein heilloses Durcheinander. Aber die dänische Mannschaft hatte das Chaos sehr gut im Griff. Ein freundlicher Herr lief flott vor unserem Wagen her und leitete uns so wieder auf die Straße zurück. Da es die letzten Tage geregnet hatte, konnten wir nicht den direkten Weg nehmen, wir hätten uns festgefahren. So mussten wir einen kleinen Umweg fahren und kamen praktisch durch die Hintertür. Auch hier wurden wir von einem netten Herrn in Empfang genommen, der mit dem Moped vor uns herfuhr und uns zu unserem Platz geleitete. Große Überraschung: obwohl ich nur einen Stellplatz gebucht hatte, bekamen wir aufgrund der Größe unseres Gespannes zwei Plätze zugewiesen. Super! So hatten wir genug Platz für unsere 11 Deeries.

 

Das Wetter spielte an diesem ersten Tag nicht so mit. Es war kalt und sehr windig, die ganze Zeit nieselte es, so dass wir den ersten Abend im warmen Wohnwagen verbrachten. Aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Am nächsten Tag kam zwar die Sonne heraus, es blieb auch trocken, aber durch den doch recht starken Wind, blieben die Shorts im Koffer.  Samstag und Sonntag wurde es dann wieder sommerlich schön, doch der Wind sorgte dafür, dass niemand ins Schwitzen kam. 

 

Am Donnerstag Abend traf man sich dann auf dem Hauptplatz zur Eröffnungsfeier. Es gab die üblichen Fahnenläufe und Reden. Aber durch die Kälte kam irgendwie keine richtige Stimmung auf. Ein paar "Wikinger" führten ein kleines Schauspiel auf (der Sieger war natürlich eine Frau), aber das war es dann auch schon. Eigentlich hatten wir uns etwas mehr erhofft und waren froh, dass wir nicht extra unsere Hunde mitgenommen hatten. Während wir froren, lagen sie schon gemütlich im Wohnwagen in ihren Betten.

 

Am Freitag nachmittag begann für uns Deerhound-Leute dann der offizielle Teil mit der Tierarztkontrolle. Hier hatten wir einige Fragezeichen auf der Stirn. Die Tierärzte kontrollierten kurz die Pfoten, dann wurde bei den Hündinnen ausgiebig und mit Inbrunst geprüft, ob sie nicht doch vielleicht läufig sein könnten (oder vielleicht irgendwann werden würden). So quoll dann auch nach langem Herumgedrücke bei unserer Kismet ein Tropfen rosa gefärbter Urin auf das bereitgehaltene Zewatuch. Das war es dann, Kismet durfte nicht starten. Das Labhrainn, der als Rüde mit ihr zusammen im Auto gelegen hatte, bisher kein größeres Interesse an ihr gezeigt hatte, interessierte natürlich niemanden. Das war dann aber auch schon die ganze Tierarztkontrolle. Bei keinem unserer Hunde wurden die Schleimhäute oder das Herz kontrolliert. Und das wäre wohl das Wichtigste gewesen!

 

Auch Luighseach von Claudia hatte sich kurzfristig entschlossen läufig zu werden. Und so konnten Iolana und Hyra aufrücken und zusammen mit LuckPenny, Meadhbh, Mhor und Muirne die Islay's-Fahnen hoch halten. Bei den Rüden gingen Jackaroo, LittleJohn und Labhrainn an den Start, die die Läufigkeitskontrollen mit Bravour bestanden hatten (kleiner Scherz!). Aus Tschechien war Andrea mit Maiden angereist, die glücklich war, an ihrer ersten EM teilnehmen zu dürfen.

 

Samstag morgen brauchten wir uns nicht sehr zu beeilen. Vor uns kamen noch ca. 30 Afghanen-Läufe, so konnten wir in Ruhe unseren Kaffee trinken und die Hunde vorbereiten. Den ersten Lauf hatten wir auf Parcours 2, der von den Niederländern gesteckt und gezogen wurde. Die Länge des Kurses war okay, nicht aber die Streckenführung. Viel zu viele Rollen in zu kurzer Folge machten es fast allen Hunden unmöglich, wirklich gute Läufe zu zeigen. So war der Kommentar eines Richters auch, dass er ja fast nur hüpfende Deerhounds gesehen hätte. Klar, denn wie sollen gerade die schnellen Hunde auf Touren kommen, wenn sie sofort durch die nächste Wendung wieder abgebremst werden? Diesen Umständen entsprechend liefen unsere Deers zwar nicht schlecht, aber ich hatte sie grundsätzlich schon wesentlich besser gesehen. 

 

Nach der Mittagspause und der zweiten Tierarztkontrolle für die unter Zweijährigen und über Sechsjährigen (dieses Mal wurde tatsächlich auch das Herz kontrolliert), ging es zum zweiten Lauf auf den Parcours 3, für den die Dänen verantwortlich waren. Es war vom Gelände her der kleinste der drei Kurse, direkt an einer Straße gelegen. Die Dänen hatten sich alle Mühe gegeben, hier eine vernünftige Strecke aufzubauen, was aufgrund der Größe nicht so einfach war. Auch hier konnten unsere Hunde nicht wirklich zeigen, was in ihnen steckt. Wir waren aber doch erstaunt, wie gut sie diese Aufgabe lösten. Alle Deerhounds liefen auf dem dänischen Kurs wesentlich besser als am Morgen.

 

Parcours 1, für den die deutsche Mannschaft aus Landstuhl federführend war,  wäre der perfekte Kurs für die Deers gewesen. Eine riesige Wiese mit Senken und leichten Höhen, unterteilt  von einer Baumgruppe; ca. 1100 m mit Ecken und Kanten, aber auch mit sehr langen Geraden. Hier hätte sich die Spreu vom Weizen getrennt, denn es wurden nicht nur Geschicklichkeit und Reaktionsvermögen abgefragt, sondern auch Schnelligkeit und Ausdauer. 

 

Vom Ablauf her war die EM sehr gut organisiert. Die Laufzusammenstellungen wurden rechtzeitig herausgegeben, auch an den Parcours waren genügend Funktionäre, die dafür sorgten, dass alle Starter rechtzeitig zur Chipkontrolle vor Ort waren. Wie es sich gehört, wurden vor dem Start noch einmal die Maulkörbe kontrolliert und jedem wurde ein "good luck" zugerufen, wenn es los ging. Die Stimmung war sehr freundlich und entspannt, obwohl wirklich mehr als genug zu tun war.

 

Nicht lange nach den letzten Läufen ging es dann  zur Siegerehrung. Auch hier hatte das Sekretäriat zügig gearbeitet. Wie unsere Hunde nach dem ersten Lauf lagen, wussten wir natürlich; aber die Ergebnisse des zweiten Laufes erfährt man ja erst zum Schluß. Und so war die Freude groß, dass einige Islay's sich erneut platzieren konnten. Bei den Rüden erlief sich Jackaroo (2016 Europameister, 2017 Vize-Europameister) einen tollen vierten Platz, gefolgt von Labhrainn auf Platz fünf. LittleJohn, der seine Stärken hier leider nicht ausspielen konnte, landete auf Platz acht. Bei den Hündinnen konnte LuckPenny ihren Titel von 2017 verteidigen, auf Platz zwei arbeitete sich Meadhbh vor, gefolgt von ihrer Schwester Mhor auf Platz drei. Auf Platz sieben stand Maiden, auf neun und zehn Muirne und Iolana. Hyra, die sich im ersten Lauf leicht verletzt hatte, war natürlich nicht mehr gestartet. 

 

Alles in allem war es eine schöne Veranstaltung mit sehr guter Stimmung und Organisation. Auf dem Hauptplatz gab es mehrere Stände, die zum Shoppen einluden. In einem großen Festzelt konnte man dänische Spezialitäten geniessen. Auch hatte jeder Teilnehmer ein kleines Bändchen bekommen, was ihm den Eintritt in das auf dem Gelände liegende Wikingermuseum ermöglichte. Ein Highlight war auch das in der Nähe liegende Truppenübungsgelände, was zu langen Spaziergängen mit den Hunden einlud. Somit waren die Tage in Dänemark für uns wie ein Kurzurlaub, den wir sehr genossen haben.

 

 

 

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© Joachim Johannsen