Endlich war es soweit, wir packten unser „Säckel“ und fuhren los Richtung Holland. Wir, das waren in diesem Fall mein Bruder Torsten und ich. Silke blieb schweren Herzens zuhause, denn ihre Grace war vier Tage vor der EM auf die glorreiche Idee gekommen, sich eine Mandelentzündung zu genehmigen (wahrscheinlich eine Folge des nassen Wochenendes in Greppin).
Hinter Hamm trafen wir uns mit Ralf Finger und seinen IWs. Gemeinsam ging es dann zügig weiter, doch je näher wir dem Ort des Begehrens kamen, umso dunkler wurden mal wieder die Wolken. (Irgendwie scheint es, als ob sämtliche Veranstaltungen in diesem Jahr nur mit Gummistiefeln und Schwimmflügeln zu überstehen sind.) Im strömenden Regen kamen wir an und gingen sofort daran, unseren Claim abzustecken. Familie Theobald war mit Glenys auch schon angereist und hatte uns den Platz freigehalten, so konnten wir uns ordentlich ausbreiten. Als Babsi und Eva am nächsten Tag mit ihren Hunden eintrafen, vervollständigten sie unsere Wagenburg.
Hatte es Donnerstag noch gegossen wie aus Eimern, so begrüßte uns der Freitag mit Sonnenschein und traumhaften Temperaturen. Nach einem gemeinsamen Frühstück in unserem „Garten“ gingen wir eine große Runde mit den Hunden. Die Gegend um Oirschot ist von wunderbaren Waldwegen durchzogen, die zu langen Spaziergängen einladen.
Samstag früh war es dann nicht mehr ganz so gemütlich. Wir hatten zwar genug Zeit, um zusammen zu frühstücken, aber die Spannung und Nervosität stieg doch merklich. Babsi und Ralf waren mit ihren Wölfen zuerst dran. Leider auf einem anderen Parcours als die Deerhounds und so konnten wir die Läufe nicht mit verfolgen. Bei schönstem, fast schon zu warmen Wetter, liefen unsere Deeries dann einen hervorragenden 1. Lauf. Miles von Eva war für meine Begriffe mit Abstand der beste Rüde. Für mich war sofort klar, DAS ist der neue Europameister. Wie immer war Eva sehr skeptisch, aber um es vorweg zu nehmen, ich sollte Recht behalten. Miles gewann verdient den Titel bei den Rüden. Uisce, Fran und Ghualainn zeigten sich in einer super Form und hatten bei dem doch sehr langen Kurs keinerlei Konditionsprobleme. Glenys überraschte mich, denn sie legte einen Lauf hin, so voller Energie und Spritzigkeit, wie ich es fast nicht erwartet hätte. Super!
Gegen Nachmittag zog sich der Himmel wieder zu und dank einiger Verzögerungen vor dem Start zum 2. Lauf, waren Mensch und Hund bald durchnässt bis auf die Haut. Ich hatte keinen trockenen Faden mehr am Leib und bei jedem Schritt drückte das Wasser aus meinen Schuhen. Trotz des strömenden Regens sahen wir wieder tolle Deerhound-Läufe und überall nur in glückliche Gesichter. Unsere Hunde hatten uns wieder einmal gezeigt, warum und wofür sich dieser ganze Aufwand lohnt.
Mit der Organisation hatten es die Holländer nicht so. Daher fand die Siegerehrung dann erst gegen 22.00 Uhr statt und zog sich bis nach Mitternacht hin. Auch das im strömenden Regen. Man hatte nicht daran gedacht, Stromkabel zu legen, und so sahen wir die Sieger und Platzierten im Scheinwerferkegel einiger Autos.
Europameisterin wurde die tschechische Hündin Queen Qumolly Qwinta of Dirty Minds von Frau Vobornikowa. Punktgleich auf Platz zwei folgte Ghualainn, Dritte wurde Fran Fine, Vierte Uisce, Fünfte Cheytah von Sonja Hansen und auf Platz sechs stand Glenys. Wenn wir auch den Titel knapp verfehlt hatten, so war diese Meisterschaft doch ein Riesenerfolg für uns, denn alle startenden Islay’s und auch unsere irische Hexe Uisce waren unter den ersten Sechs.
Am Sonntag war dann Manani am Start. Wie immer war es mit ihr sehr unaufgeregt, denn vor den Rennen scheint sie das Ganze überhaupt nicht zu interessieren. Außerdem war sie nach ihrer Scheinschwangerschaft immer noch um einige Pfunde zu füllig, somit rechnete ich mir nicht wirklich was aus.
Manani lief, wie sie immer läuft. Sicher, zielstrebig, aber bloß nicht zu schnell, denn der Hase bleibt ja sowieso da vorne liegen. Im zweiten Lauf war ihre Partnerin eine österreichische Hündin, die genau wie Manani neun Wochen nach der Läufigkeit war und somit gerade auf ihre Pseudo-Babies wartete. Wir haben fast Tränen gelacht, als wir die beiden laufen sahen, Blümchen pflückend zwischendurch. So wurde Manani immerhin 10. von 12 Hündinnen und hatte auf jeden Fall, genau wie die Besitzer, einen Heidenspaß.
Abends machten wir dann noch einmal einen großen Spaziergang durch die wunderbare Waldlandschaft und am Montag Morgen ging es dann nach einem ausgiebigen Frühstück wieder in Richtung Heimat. Wenn auch dieses Mal, bedingt durch die schlechte Organisation, nicht wirklich Meisterschafts-Feeling aufkam, so war es doch ein tolles Wochenende, dank Eva, Babsi, Ralf, Theobalds und nicht zuletzt dank meines Bruders, der immer dafür sorgte, dass alle Beteiligten mit genügend Getränken versorgt waren.