Coursing-Europameisterschaft in Dunakeszi, Ungarn

8. - 10. Juni 2012

Endlich war es soweit! Das absolute Highlight, die Europameisterschaft, stand bevor. Leider war Silke in diesem Jahr mit Grace und Hailey nur auf der Reserveliste, dafür hatte sich Gilroy qualifiziert. Und so vervollständigte meine Freundin Diana mit Gillie unser Team.

Am Dienstag ging es los. Wir hatten die Route durch Tschechien geplant, da wir dort bei Zuzana im Deerhound-Zwinger „Margodeer“ einen Zwischenstopp einlegen wollten. Zuzana hatte einen Wurf Welpen liegen, dessen Vater Gilroy ist, und den galt es zu begutachten. Die E55 hielt nicht ganz, was wir uns darunter vorgestellt hatten. Statt einer gut ausgebauten Europastraße oder Autobahn, schlängelten wir uns stundenlang über das, was man bei uns asphaltierte Feldwege nennt. Aber dafür sahen wir viel von der tschechischen Landschaft, inklusive kleiner Dörfer und Höfe, deren Zustand uns teilweise, milde gesagt, in Erstaunen versetzte.

Gegen 20.00 Uhr kamen wir endlich an. Zuzana hat einen wunderschönen großen Naturgarten, wo sich die Hunde austoben konnten. Während wir mit den Welpen kuschelten, ging bei unseren Renngirls so richtig die Post ab. Abends wurde noch geklönt und gefachsimpelt; gegen 1.30 Uhr fielen wir vollkommen erledigt und dank des süßen Weines leicht angeheitert in unsere Betten.

Am nächsten Morgen, nach einer Fotosession des Wurfes mit Mama, Papa, Kindern, ging es pünktlich um 9.00 Uhr weiter in Richtung Ungarn, wo wir um 16.30 Uhr am Ort des Geschehens, der Galopp- und Trabrennbahn in Dunakeszi eintrafen. Was uns dabei wirklich umhaute, war der Temperaturunterschied. Hatten wir morgens in Tschechien  gerade 10 Grad, so stiegen wir hier bei über 30 Grad aus dem Auto. Schnell waren der Wohnwagen und unser Zaun aufgebaut, ein paar weitere Claims wurden noch für die Nachzügler abgesteckt. Kurz nach uns kam Eva mit ihrer Schwester Susi an, am späten Abend folgten Maybritt und Lars. Unsere Wagenburg war fast komplett, nur Babsi fehlte noch, die erst am Donnerstag Nachmittag ankommen sollte.

Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Entspannung, was bei Temperaturen, die mittlerweile an der 40 Grad-Grenze kratzten, nicht so schwer war. Einige kurze Spaziergänge mit den Hunden war das Einzige, was wir uns an Bewegung zumuten wollten. Mittlerweile klappte sogar die Frischwasserversorgung, was einen Tag zuvor noch ein Problem war. Aber da selbst in Ungarn Aldi, Lidl, Penny und Netto direkt vor Ort sind, konnte uns auch das nicht erschüttern. Am späten Nachmittag durften Uisce und Ghualainn noch einen Probelauf gehen. Somit hatten auch die beiden Reservehunde ihren Spaß. Um 18.00 Uhr ging es mit den Hunden zur Tierarztkontrolle und als diese letzte Hürde genommen war, ging es mit dem Feiern so richtig los.

Die Deerhounds waren für den Freitag eingeteilt. Leider wurden die Läufe noch einmal umgestellt und so mussten sie, anstatt morgens, fast in der Mittagshitze laufen. Aber wir hatten ja gut trainierte Hunde und auch zuhause war ich während der wenigen heißen Tage mittags mit ihnen Fahrrad gefahren. Das machte sich jetzt bezahlt. Fran Fine, Hollyhock und Hyra zeigten sich so, wie wir es von ihnen erwartet hatten. Die Hitze schien sie überhaupt nicht zu beeinträchtigen. Glücklich, dass alle trotz der vorhandenen Ziesellöcher heile wieder da waren, stürzten sich Mensch und Hund am Wohnwagen auf das kühle Nass. Kurz nach Mittag waren dann die Rüden, aus unserem deutschen Lager, Miles von Eva und Gilroy von Diana, am Start. Auch diese beiden zeigten super Läufe mit viel Enthusiasmus und in bester Kondition. Eva und Diana strahlten!!!!

Babsi hatte es mit ihren IWs am Schlechtesten getroffen. Sie musste mehr als 2 Stunden in der Mittagshitze ausharren, da die Hasenzugmaschine ein technisches Problem hatte. Aber als es weiter ging, zeigten auch ihre Wölfe, was in ihnen steckt. Leider blieb Alasdairs Partner im Kurs stehen, woraufhin auch er keine Lust mehr hatte, den Hasen alleine weiter zu verfolgen. Aber Alannah und Annouk hielten die Fahnen hoch! Und das musste man ihnen in Anbetracht der mittlerweile fast unerträglichen Hitze wirklich hoch anrechnen.

Nun konnten wir uns ausruhen. Es war fast wie Urlaub. Um 16.00 Uhr kam dann ein Zusammenruf unseres Teamleiters Frank Schmidt. Organisatoren, Teamchefs und Tierärzte hatten sich entschieden, das Coursing aus Tierschutzgründen abzubrechen, da auf den Parcours Temperaturen von 48-50 Grad gemessen wurden. Zwar fand ich es schade, da es dadurch nur ein halbes Coursing war und auch die Hunde noch nicht wirklich damit abgeschlossen hatten. Aber bei diesen Werten war es durchaus sinnvoll.

Um 19.00 Uhr sollte die Platzierung stattfinden. Bei den Rüden sah ich Miles und Gilroy vorne, was sich dann auch bestätigte. Gilroy wurde Europameister, Miles lag mit derselben Punktzahl auf Platz zwei. Bei den Mädels passierte dann das, was ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt hatte. Hollyhock errang den Titel, Fran Fine wurde Vize-Europameister, Hyra landete auf Platz drei. Und es kommt noch besser: Platz vier ging an Nice von Ulla Schwarze, Platz sechs an Beria von Maybritt. Bei den Mädels fünf deutsche Deers unter den Platzierten, die beiden deutschen Rüden auf den ersten zwei Plätzen, dass hatte es in der Zeitrechnung der Coursing-EM noch nie gegeben. Man kann sich vorstellen, wie da die Post abging.  Bei den IWs  platzierte sich Annouk als beste Deutsche an zweiter Stelle und war somit Vize-Europameisterin. Wir liefen eigentlich den ganzen restlichen Abend noch wie in Trance durch die Gegend und ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, dass bis spät in die Nacht noch unzählige Flaschen geköpft wurden.

Am Samstag Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, brachen wir unsere Wagenburg ab und gingen „on the road again“ in Richtung Heimat. Dieses Mal über Wien-Passau, eine Route die zwar um einiges länger, dafür aber wesentlich besser zu fahren und somit zeitlich auch deutlich kürzer war. Nach 14,5 Stunden, mit nur einem Tank- und Spaziergehstopp, kamen wir glücklich und noch nicht einmal müde (ich sage nur: Glückshormone!) zuhause an.

Diese Europameisterschaft war als Event nicht die Schönste, aber durch diesen Riesenerfolg mit Sicherheit die Beste, die wir bisher erlebt haben und jemals erleben werden.

(Die kompletten Ergebnislisten können auf der Seite des DWZRV eingesehen werden.)

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© Joachim Johannsen