Rassebeschreibung

Der Deerhound oder Schottischer Hirschhund ist der Aristokrat in der Hundewelt. Es ist Schottlands älteste Hunderasse. Dies wird durch frühmittel- und mittelalterliche Berichte über diese edlen Windhunde dokumentiert. Sir Walter Scott, Schottlands berühmter Dichter, verewigte im 18. Jahrhundert die Rasse in vielen seiner Dichtungen, und Landseer im 19. Jahrhundert in seinen Gemälden. Die Frage, ob es sich um eine uralte Rasse als direkte Nachkommen des Wolfes handelt oder vielmehr um das Produkt aus dem keltischen Windhund und anderen großen Rassen, lässt sich nicht mit Sicherheit klären.

Der Deerhound könnte theoretisch gesehen ein Relikt einer Urhunderasse darstellen, die schon vor den Kelten in Britannien und in weiten Teilen des westlichen Europas verbreitet war. Beschreibungen der Römer aus dem 3. Jahrhundert über keltische Windhunde könnten möglicherweise auf den Deerhound hinweisen.

Mit seinen rauen, drahtigen, nässeabweisenden Haarkleid, überwiegend in den Farbschlägen silbergrau, blaugrau und dunkelgrau, ist der Deerhound vorzüglich dem rauen britischen Hochlandklima angepasst und für den Freiluftaufenthalt gerüstet. Bei seinem Anblick entstehen unweigerlich Bilder von schottischen Castles und ausgedehnten Parks rund um herrschaftliche Landsitze vor dem geistigen Auge. Tatsächlich wurde er in früheren Jahrhunderten in solcher Umgebung gehalten und von seinen vorzugsweise fürstlichen Besitzern zur Jagd auf Hirsche, Elche und Wildschweine eingesetzt.

Heute ist im Ursprungsland Schottland die Arbeit mit Hirschen sehr selten, gelegentlich mit Rehen, die sich so vermehrt haben, dass die Hunde häufig auf sie treffen. Die Deerhounds besitzen den Jagdinstinkt nach Wild nach wie vor, ihnen fehlt jedoch die Übung in der Jagdtechnik, d.h. der direkte Angriff auf das Beutetier. Heutzutage ist der Deerhound weltweit verbreitet und wird in einigen Ländern für die Jagd nach Füchsen, Kojoten, Kängurus und Schakalen trainiert und eingesetzt. Obschon er, wie so viele Rassen, seine eigentliche Aufgabe verloren hat, bedeutet dies nicht, dass der Bestand zurückgegangen ist oder dass er seine stolzen und liebenswerten Eigenschaften verloren hat.

Obwohl Deerhounds bereits zwischen 1920 und 1930 ihr Debüt in Deutschland gaben, erscheinen sie in neuer Zeit erst wieder mit Beginn der 70er Jahre bei uns. Dank der Schönheit seiner Linien, dem Adel seiner Erscheinung und den hohen Qualitäten seines Charakters hat der Deerhound auch bei uns bereits begeisterte Liebhaber gefunden, wenn er auch im Vergleich mit anderen Windhundrassen noch als relativ selten gilt.

Der Deerhound ist ein Hund von imponierender Größe. Gemäß des Rassestandards soll die Schulterhöhe des Rüden mindestens 76 cm, die der Hündin 71 cm betragen, jedoch ist die Entwicklung in diesem Punkt weitergegangen. Bei den heute geachteten Hunden liegen die durchschnittlichen Schulterhöhen um ca. 10 % höher. Der Deerhound ist an alle Lebensumstände anzupassen und hat viele Vorzüge. Trotz seiner Größe, ist er geeignet und liebt es im Haus zu leben, aber auch die Unterbringung im Freien ist durch seine Robustheit völlig problemlos. Wichtigster Aspekt ist der Familienanschluss.

Die Zucht und Aufzucht von Jungtieren ist für den Züchter aufwendig und kostspielig. Auch der spätere Besitzer eines Welpen sollte sich darüber im klaren sein, dass die schnellwachsenden Jungtiere qualitativ anspruchsvolle Ernährung und Sorgfalt für die weitere Aufzucht brauchen.  Der Deerhound ist kein großer Esser oder gieriger Hund. Zur Unterstützung eines korrekten Knochenaufbaus sollte der Junghund angemessene Bewegungsmöglichkeiten habe, genau abgewogen zwischen zuviel und zuwenig und auf keinen Fall überernährt sein.

Das Fell mit ca. 8 - 10 cm Haarlänge erfordert wenig Pflege, nur ein gelegentliches Überbürsten. Auch bei schlechtem Wetter bringt dieser rauhaarige Windhund kaum Schmutz mit; Wind und Wetter beeindrucken ihn nicht.

Der Deerhound ist ein sehr intelligenter Hund. Er hat ein hohes Einfühlungs- und Anpassungsvermögen an den Menschen. Allerdings neigt er Wegen seines Stolzes dazu, bei ungerechter Behandlung, hier und da vorübergehend beleidigt zu sein. Er ist sanftmütig, zeigt Gelassenheit und ist frei von jeder Aggressivität. Im Haus verhält er sich still und angepasst, wenn sein täglicher Auslauf nicht vernachlässigt wird. Aber man sollte sich dessen bewusst sein, dass er ein Windhund ist und deshalb bei einer sich bietenden Gelegenheit möglicherweise versucht, erspähtem Wild nachzusagen. Von Jugend an sollte man ihn darauf trainieren, dies nicht zu tun.  Darüber hinaus ist der Deerhound ein äußerst angenehmer Begleithund und gut zu führen; ebenfalls beim Reitsport ist er ein idealer Begleiter.

Für sportliche Betätigung bieten die Windhundrennvereine des DWZRV auf einer großen Anzahl von Rennbahnen gute Trainingsmöglichkeiten. Hier kann auch der Deerhound seinem Hetztrieb gemäß zum Rennen eingesetzt werden. Wenn ihr früherer Verwendungszweck auch die Hirschjagd war, so nehmen sie auf der Rennbahn durchaus mit dem künstlichen Hasen vorlieb.  Besonders geeignet für die Deerhounds ist die Teilnahme an Coursings, das sind den natürlichen Bedingungen nachempfundene Hetzjagden im freien Gelände, Veranstaltungen, die einen hohen sportliche Wert sowohl für Hunde, als auch für ihre Besitzer haben.

Der Deerhound, mit all seinen Vorzügen, hat einen vornehmen und liebenswürdigen Charakter, Stolz und Adel - eine unvergleichliche Imposanz und Eleganz.

Wer ihn kennen gelernt hat, wird unweigerlich sein Herz an diese Rasse für immer verlieren.

© DWZRV

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© Joachim Johannsen